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Parapan American Games 2023 in Santiago de Chile

Ein Bericht von Alexander Knecht:

Nach Guadalajara/Mexiko 2011 und Lima/Peru 2019 erhielt ich das dritte Mal eine Nominierung als Goalballschiedsrichter für die Parapan American Games. Santiago de Chile war im November 2023 Ausrichter der Amerikaspiele. Die Vorfreude war groß, da Turniere in Südamerika immer von begeisterten Zuschauern und hochmotivierten Volunteers begleitet werden.

Am 15. November ging es für mich zunächst nach Amsterdam. Meine fünf Stunden Aufenthalt vor dem Weiterflug verbrachte ich mit einem niederländischen Schiedsrichterkollegen, welcher mich am Flughafen abholte und mit mir in die Innenstadt fuhr. Für Sightseeing und ein Bierchen reichte es gut, bevor es über Buenos Aires nach Chile ging. Die meisten meiner Schiedsrichterkolleginnen und -kollegen (zwei Kanadier, zwei Brasilianer, eine Argentinierin, je einer aus Kolumbien, dem Irak und dem Iran sowie eine Litauerin) waren ebenfalls an dem Tag angekommen. Wir nutzten den freien Nachmittag zu einem kleinen Stadtspaziergang bevor am Abend das Technical Meeting anstand.
Am folgenden Tag sind wir nach der Akkreditierung das erste Mal in unsere Sporthalle zum Einüben der Abläufe. Am Abend des 17. Novembers fand im chilenischen Nationalstadion die Eröffnungsfeier statt. Parapan American Games sind wie Paralympics für Nord- und Südamerika. Entsprechend groß und prachtvoll ist auch die Opening Ceremony, welche mit dem Einmarsch der Nationen begann und mit dem Entzünden der PanAm-Flamme und
einem Feuerwerk zu Ende ging.
Am nächsten Morgen hatte ich die Ehre mit Emanuel aus Kolumbien das Eröffnungsspiel zwischen Brasilien und Argentinien zu pfeifen. Während des Turnieres wurde schnell klar, dass die etablierten Teams USA, Kanada und Brasilien sowohl bei den Damen, als auch bei den Herren, die Nase vorn haben werden. Im Vergleich zu Lima vor vier Jahren haben die anderen Länder jedoch stark aufgeholt, allen voran Argentinien.
Rund um das Nationalstadion waren die allermeisten anderen Sportarten untergebracht, was uns erlaubte, in unseren Spielpausen beim Rollstuhlbasketball, der Leichtathletik, dem Judo, beim Rollstuhlrugby, Blindenfußball oder dem Tennis vorbeizuschauen. Der Übergang vom chilenischen Frühjahr in den Sommer mit Temperaturen bis zu 30 Grad ließen einen den Aufenthalt im Freien genießen. Spaziergänge in die Parks der Stadt, sowie der Besuch des Gran Torre, dem mit 300 Metern höchsten Gebäude Südamerikas, gaben uns einen kleinen Eindruck von Santiago de Chile.
Wie erwartet erreichten die vier stärksten Nationen die Halbfinalspiele. Nachdem die brasilianischen Herren das erste Halbfinale gegen Argentinien gewannen und als amtierende Weltmeister bereits für die kommenden Paralympics qualifiziert waren, ging es im zweiten Halbfinale zwischen USA und Kanada um das letzte Ticket für Paris 2024. Zusammen mit Azhee aus dem Irak durfte ich dieses Spiel leiten. In einem anfangs ausgeglichenen Spiel setzte sich letztendlich die USA durch und zog ins Finale ein, in welchem sie aber gegen Brasilien deutlich verlor.
Auch im Damenfinale sollten die USA und Kanada nicht nur um die Goldmedaille spielen. Es ging auch um den einzig verbliebenen Startplatz für Paris 2024 für die Frauenteams. Im Spiel, welches ich mit Reza aus dem Iran pfiff, ging Kanada schnell mit zwei Toren in Führung. Bis zur Pause konnten die USA ausgleichen. Zwei von USA verursachte Penaltys nutzte Kanada zur erneuten Zwei-Tore-Führung. Mahr als den Anschlusstreffer ließen die Kanadierinnen nicht mehr zu und sicherten sich Gold, sowie die Teilnahme an den Paralympics im kommenden Jahr.

Das Zuschauerinteresse war riesig. Pro Tag waren gut eintausend Zuschauer in der Halle. Besonders bei Spielen der beiden chilenischen Teams kannte die Begeisterung kaum Grenzen.
Nach sieben tollen Turniertagen hieß es mit vielen schönen Eindrücken aus dem warmen, sonnigen Chile wieder ins nasskalte Deutschland zurückzukehren.